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Schlagwort: schule

Alte Heimat, neue Heimat – SchülerInnen berichten (VII)

Von Eva Zoske-Dernóczi

Onenta Santentinai befindet sich aktuell im zweiten Ausbildungsjahr zur Tischlerin und besucht schon seit einigen Jahren unsere Schule. Denn vorher hatte sie bei uns in der Berufsfachschule Farbtechnik und Raumgestaltung die Fachoberschulreife erlangt. Im Praxisunterricht konnten die Schülerinnen und Schüler die schuleigene Werkstatt besuchen. Onenta war somit an der Lackierung von insgesamt 32 Bänken beteiligt. Den ersten Teil der orangefarbigen Bänke hatten wir zum „Orange Day“ am 25 November – zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen – für den Rhein-Sieg-Kreis gebaut, die nun in allen Kommunen und Städten an öffentlichen Plätzen stehen. Ein Jahr später half Onenta wieder dabei, orange Bänke für die Stadt Bonn zu bauen und nahm auch an der öffentlichen Vorstellung unseres Projektes teil und hielt eine Rede vor der Oberbürgermeisterin Bonns und vielen geladenen Gästen. Das war für sie nicht einfach, diese Rede zu halten, weil sie erst vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen ist. Die Eltern von Onenta stammen ursprünglich aus Albanien. Ihre Familie wanderte erst nach Südeuropa aus, als die Kinder noch klein waren. Onenta wuchs mit ihrem älteren Bruder in Griechenland auf, wo sie in der Ferienzeit hinfährt, um Freunde und Bekannte zu treffen. Allerdings ist der Großteil der Verwandtschaft nach wie vor in Albanien, wo sie also auch ab und zu hinfährt. 

Ein erneuter Umzug war erst sehr schwer

Nach dem Umzug von Albanien nach Griechenland kam die Familie doch noch einmal zu dem schweren Entschluss, erneut in ein anderes Land auszuwandern, als die wirtschaftliche Lage sich in Griechenland verschlechterte, sodass ihre Familie nun in Hennef lebt. Onentas Vater kannte Hennef aus seiner Jugendzeit, da er hier eine Ausbildung als Koch begonnen hatte, somit kamen sie 2019 nach Hennef. Als schwierig beschreibt Onenta die Anfangszeit: „Keiner von uns konnte richtig Deutsch, nur mein Vater durch seine Jugendjahre in Hennef. Erst waren meine Eltern beide in einem griechischen Restaurant tätig. Mein Vater arbeitet immer noch dort als Koch und meine Mutter arbeitet bei einer Putzfirma. Das Hauptproblem ist bis heute die Sprachbarriere. Unsere Eltern gehen arbeiten, wie sollen sie dann noch Sprachkurse besuchen?“ Für Onenta sowie ihren Bruder war es insofern etwas einfacher, weil sie in der Schule Deutsch lernten und dadurch schneller gute Sprachkenntnisse erwerben konnten.    

Den Freundeskreis verlassen – neue Freunde finden

Über Deutschland hatten Onenta in Griechenland bereits in ihrem Geschichtsunterricht einiges erfahren. Erstaunt hat sie aber, dass die Schule ganz anders ist als dort, was aber vermutlich auch daran liegt, dass sie jetzt in ein Berufskolleg geht und nicht an ein Gymnasium. Sie empfindet es so, dass die Lehrer, aber auch die Schulregeln in Griechenland viel strenger sind als hier. Onenta war fast 18 Jahre alt, als sie hierhin kam, hatte ihre Schulzeit fast abgeschlossen und empfand es erst als Belastung, nun noch einmal eine neue Sprache erlernen zu müssen und wieder in die Schule zu gehen. Sie vermisste Griechenland anfangs sehr: „Das Meer, die Wärme, Freunde am Strand zu treffen. Das gesamte Leben in der Hauptstadt Athen war so ganz anders als hier in Hennef.“ Sie ist aber mittlerweile versöhnt mit dem Umzug ihrer Familie nach Deutschland. Sie hat mittlerweile auch hier gute Freunde gefunden, fährt u.a. auch mit diesen zusammen sehr gerne in der Urlaubszeit nach Griechenland und genießt es dann, ihre alten Freunde zu treffen und dort eine gute gemeinsame Zeit zu verbringen.

Die SV 2025/26 des CRBK

Am 17.09.2025 fand die erste SV-Sitzung dieses Schuljahres am CRBK statt. Dabei wurden Sami Ünlü (TH25B) und Kian Törkel (GI24A) zu den diesjährigen Schülersprechern, sowie erneut Frau Rothe als SV-Lehrerin gewählt.

Die SV hat die Aufgabe, das Schulleben durch die Organisation von kleineren Projekten, Aktionen und Projekten zu bereichern. Dabei können interessierte SchülerInnen aktiv an der Gestaltung ihrer Schule mitwirken.

Zudem ist die Schülervertretung das Bindeglied zwischen der Schülerschaft und den Lehrern. Sie vertritt vorrangig die Interessen der SchülerInnen. Die SV ist auf der einen Seite eine Anlaufstelle für SchülerInnen, wenn diese Fragen oder Probleme haben, auf der anderen Seite aber natürlich auch Ansprechpartner für Lehrer oder die Schulleitung.

Im Rahmen der SV-Sitzung wurden bereits Anliegen der Schülerschaft und mögliche Projekte und Aktionen besprochen. Diese werden in den kommenden Wochen, in Form einer Umfrage über die Klassensprecher bei den SchülerInnen, konkretisiert. Auch dieses Schuljahr wird die SV wieder aktiv mit der Courage-AG zusammenarbeiten, um Veranstaltungen und Projekte durchzuführen.

Für anstehende Aktionen und die Weiterführung des SV-Second-Hand-Ladens bittet die SV alle SchülerInnen mit Interesse an der Mitarbeit, sich bei den KlassensprecherInnen, Schülersprechern oder bei Frau Rothe zu melden, um in die Planungs- und Durchführungsprozesse aktiv mit eingebunden zu werden.   

Talente im Dialog in der Stadthalle Troisdorf

Verschiedene Klassen des CRBK besuchten am 16. September die Berufs- und Ausbildungsmesse „Talente im Dialog“. Die SchülerInnen nutzten die Chance, nach Praktikumsplätzen zu suchen, in mögliche Ausbildungsberufe reinzuschnuppern und sich mit Fachkräften auszutauschen. Sie haben dort viel über Ausbildungswege, Anforderungen, Bewerbungstipps und aktuelle Berufsbilder erfahren. Man entdeckt verschiedene Branchen, lernt Unternehmen kennen und kann wertvolle Kontakte für die Zukunft knüpfen. Das CRBK selbst war ebenfalls mit einem Infostand vertreten, bei dem interessierte SchülerInnen direkt Fragen stellen und sich beraten lassen konnten.

Praktikum in Dänemark am UCH in Holstebro dank Erasmus+ 

BZ24A, Thorsten Altefrohne

Sieben angehende Bauzeichnerinnen und Bauzeichner der Mittelstufenklasse absolvieren derzeit ein Praktikum an unserer Partnerschule Uddannelsecenter Holstebro (UCH) in Westjütland.

Eine 12-stündige Zugfahrt mit anschließendem, freundlichen Empfang im Wohnheim der Bildungseinrichtung, erlebten wir am sonntäglichen Anreisetag. Am Montagmorgen konnten wir dann nach einem Rundgang durch die relevanten Bereiche des Ausbildungszentrums und einer Sicherheitseinweisung durch den betreuenden Werkstattlehrer wunderbare Fahrräder in Empfang nehmen, die am Nachmittag gleich zu einer Tour genutzt wurden.

Die Radtour führte uns auch zu Schutzhütten in einem Naturschutzgebiet, die in etwas abgewandelter Bauart in einer Zimmererwerkhalle des UCH während unseres Aufenthaltes entstehen werden.

Ein Highlight der ersten Woche, war ein Besuch der EUROSKILLS 2025 in Herning. Viele tausend junge Menschen aus ganz Europa haben dort die Vergleichswettbewerbe der europaweit fachlich besten Auszubildenden besucht – Wir waren als staunende Gäste dabei!

Am Wochenende haben wir vor, bei einem Ausflug nach Århus die Ostküste und das pulsierende Leben in dieser interessanten Stadt am Wasser kennenzulernen. 

Allerdings werden wir von nun an noch ein wenig selbst organisierter den Alltag hier in Dänemark bestreiten, was zum Konzept des durch die EU finanzierten Erasmus+ Programmes gehört. Unser begleitender Fachlehrer Thorsten Altefrohne hat uns, nach dem Öffnen der entscheidenden Türen, nun der fachlichen und freundschaftlichen Obhut der dänischen Kollegen unter Federführung von Lasse Plougmann und Martin Haldbo Hansen anvertraut. Wir freuen uns darauf, unser hier erworbenes handwerkliches Know-how demnächst auch in unserem Ausbildungsberuf beim Konstruieren am Rechner nutzen zu können.

Kennenlernworkshop der neuen Vollzeitklassen im Schulbereich Ernährung und Versorgung

Am 12. September 2025 starteten die neuen Vollzeitklassen im Schulbereich E & V (VA25A, VC25A, VH25A) mit einem besonderen Kennenlernworkshop.
Los ging es für die etwa 60 SchülerInnen mit einem Speeddating, bei dem Kurzinterviews in zufälligen Konstellationen geführt wurden. Danach wurde es laut und lustig: Alle bildeten einen großen Kreis mit Luftballons – das anschließende Platzen sorgte nicht nur für viel Gelächter, sondern auch für neugierige Blicke im Atrium.

Besonders spannend war die Teamaufgabe, mit verbundenen Augen ein perfektes Quadrat zu formen – und das in bunt gemischten Klassengruppen. Dabei zählte vor allem Kommunikation und Vertrauen.

So wuchs die neue Schulgemeinschaft ein gutes Stück zusammen.

Alte Heimat, neue Heimat – SchülerInnen berichten (VI)

Von Eva Zoske-Dernóczi

Kieran Lyle Castelino besuchte unser Berufskolleg, weil er eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Boge Elastmetall GmBH in Bonn durchlief. Er hat schon in so vielen Ländern gelebt, dass die Frage nach einer Heimat für ihn sehr schwer zu beantworten ist. Er wurde 2001 in Edinburgh, Schottland geboren, wo sein kenianischer Vater und seine deutsche Mutter einige Monate studierten, aber nicht lange blieben, sodass er sich an diese Zeit gar nicht erinnern kann. Sie haben in der Entwicklungszusammenarbeit in Kenia gearbeitet und gelebt, danach ab 2012 in Äthiopien. Kierans Mutter arbeitete lange als Tierärztin bei der „Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH“, die die ländliche Regionalentwicklung in vielen Ländern fördert, später bei den „Tierärzten ohne Grenzen – Suisse“. Sein Vater war regionaler Direktor für die „SOS Kinderdörfer“ in Kenia, daher viel in Ost-Afrika unterwegs.

Erst in Kenia – dann in Äthiopien

Kierans Kindheit in Kenia und seine Jugendzeit in Äthiopien haben ihn und seinen jüngeren Bruder sehr geprägt, er berichtet lachend: „Ich habe in Addis Abeba der Hauptstadt Äthiopiens, auf ca. 2400 m. Höhe über dem Meeresspiegel im Hochland gelebt, welches die fünfthöchste Hauptstadt der Welt ist, aber die Zeit in den Sommerferien in einem kleinen Ort namens Aurich in Ostfriesland auch immer sehr genossen“, denn dort besuchte er regelmäßig seine Großeltern in Deutschland und resümiert daher: „Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle, wo Menschen sind, die mich mögen. Es gibt drei Orte, mit denen ich besonders schöne Erinnerungen verbinde, die ich also als Heimat bezeichnen würde: Aurich in Ostfriesland, dann eine kleine Insel namens Lamu in Kenia, weil ich dort jedes Jahr die Weihnachtzeit verbrachte, da sich meine Eltern dort kennengelernt hatten und Bonn, weil Bonn mittlerweile auch meine Heimat geworden ist. Die Mentalität der Menschen hier im Rheinland gefällt mir, sie sind lässig und weltoffen.“ Seine Erlebnisse in Ostfriesland waren stets gute, allerdings gab es in dem kleinen Ort Aurich nicht viele Menschen mit Migrationshintergrund, sodass er aufgrund seiner Hautfarbe leider auch komische Blicke oder Bemerkungen erntete. „Manchmal habe ich mich dann doch unwohl gefühlt, weil alle anderen weiß waren, ich also optisch überall herausstach.“ Das war auch einer der Gründe, warum sich Kierans Eltern 2015, bei ihrer Rückkehr nach Deutschland, dazu entschieden hatten nach Bonn zu ziehen. „Meine Eltern wollten lieber in eine mittelgroße Stadt ziehen, trotz unserer Verwandten und Freunde in Norddeutschland, aber auch, weil wir hier in Bonn und Köln gute Freunde hatten und es gute Arbeitsmöglichkeiten gab.“

Immer etwas fremd geblieben: ob in Kenia, Äthiopien oder Deutschland 

Das Gefühl nie so ganz dazuzugehören, immer ein bisschen fremd zu bleiben, ist aber eines, an das sich Kieran gewöhnt hat. Denn überall war und blieb er letztlich ein wenig fremd: „In Kenia war ich nicht schwarz genug, in Deutschland bin ich nicht weiß genug.“ Selbst sein kenianischer Vater gehörte ethnisch zu einer Minderheit, den Goanern, weil seine Vorfahren aus Indien nach Kenia eingewandert waren. Kieran und sein jüngerer Bruder, der in Nairobi geboren wurde, besuchten deutsche Schulen, in die auch die Kinder von anderen Entwicklungshelfern, aber auch von Botschaftern, Spitzensportlern oder Diplomaten gingen. Das Leben in Kenia war ein sehr behütetes, allerdings auch bedingt dadurch, dass die Angst bestand, dass man als Kind entführt werden könnte. Sie hatten immer Fahrer, Hausangestellte und Gärtner, die sie abholten, nach ihnen Ausschau hielten, um die Gefahr zu bannen. Der Umzug 2012 nach Äthiopien war insofern ein großer Umbruch in Kierans Leben, weil es auf einmal so ganz anders war als in Kenia. Das harte Regime hatte seine Spuren hinterlassen, die Bevölkerung war arm und unterdrückt und mit den Sprachen, die Kieran in Kenia gelernt hatte, kam er nicht weit: „In Kenia lernte ich Englisch und ein wenig Suaheli. In Äthiopien sprach aber kaum jemand Englisch, dort sprachen alle nur Amharisch, was ich aber nicht konnte und daher eher mit Gestik und Mimik kommunizieren musste“. Sein Bruder ging dort erneut auf die deutsche Schule, Kieran besuchte aber die englische „International Community School“, weil sie mehr Schüler in seinem Alter hatte. Die Familiensprache war und ist bis heute Englisch. Kierans Familie war fast drei Jahre in Äthiopien: „Dort wegzuziehen war ein Schock. Denn mit 11 Jahren aus Kenia wegzugehen, war anders, als mitten in der Pubertät mit 14 Jahren noch einmal alles neu beginnen zu müssen. Ich hatte Freunde in Äthiopien und genau dann, als ich innerlich angekommen war, zogen wir wieder weg.“ Durch die deutschen Schulen hatten er und sein Bruder ein gutes Niveau in Deutsch behalten und dadurch zumindest keine Sprachbarrieren.  

Neustart in Deutschland, berufliche Wünsche und Fernweh

Eine einschneidende Begebenheit hatte ihm 2015 den Start in Deutschland erleichtert. Gerade als er mit seiner Mutter auf der Suche nach einer passenden Schule in Bonn war, traf er per Zufall einen Freund in der U-Bahn, den er noch aus seiner Zeit in Kenia kannte und der auch mit seinen Eltern wieder nach Deutschland zurückgekommen war. Sie freundeten sich wieder an, spielten dann zusammen im Fußballverein und so konnte der Start in Deutschland doch gut gelingen: „Sport war sowieso immer ein guter Ort, um schnell andere Menschen – egal in welchem Land – kennen zu lernen.“, resümiert er und kann sich vorstellen, vielleicht doch noch einmal in einem anderen Land zu leben. „Kenia könnte das Land sein, wo ich vielleicht doch noch einmal leben möchte, weil ich mich dort sehr wohl gefühlt habe. Sicherlich würde ich nicht mehr in Nairobi leben wollen, weil das eine sehr hektische und laute Großstadt ist, aber in einer ruhigeren, naturverbundeneren Ecke, wie z.B. Lamu, war es wunderschön. Dort gibt es nur ein einziges Auto, und zwar die Ambulanz, ansonsten nur Esel, auf denen man alle Wege beschreitet“, schwärmt er.