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Schlagwort: schule

Willi Moritz Kessler – Häftling 99998 in Auschwitz und Ausstellung “Du Jude”

Die Geschichte von Willi Moritz Kessler, die von seiner Enkelin Melissa Quint erzählt wurde, handelt vom Überleben und der Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust. Melissa Quint rekonstruierte das Leben ihres Großvaters von seiner Kindheit, über die Deportation und die Zeit im Lager, bis hin zum Todes-marsch und seiner Befreiung am 11. April 1945 in Buchenwald. Sie berichtete, dass ihr Großvater am 18. Oktober 1925 in Berlin geboren wurde. Seine Familie war jüdisch, lebte aber nicht religiös, trotzdem wur-den alle Familienmitglieder während der Zeit des Nationalsozialismus inhaftiert. Quint legte dar, dass Ihr Großvater als Häftling Nr. 99998 in Auschwitz registriert wurde und nur knapp der Nummer 100000 ent-gangen war, die den sofortigen Tod bedeutet hätte. Parallel zum Vortrag war eine Ausstellung mit dem Titel „Du Jude“ in der Aula zu sehen, die vom alltäglichen Antisemitismus in Deutschland handelt. Mit der Ausstellung, die einen tiefen Einblick in die verschiedenen Facetten des Antisemitismus gibt, will die Köl-nische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit einen Beitrag zur Bildungsarbeit leisten. Die Courage-AG unserer Schule hat dabei auch die aktuellen Ereignisse im Nah-Ost-Konflikt im Blick behalten und zusätzlich mit selbst erstellten Plakaten der Klassen TH24B und IH24A gerahmt, damit deutlich wird, dass wir uns ebenfalls gegen antimuslimische und andere Formen von Diskriminierung engagieren und uns wichtig ist, dass muslimische und jüdische Schüler sich mit Respekt begegnen.

Einer muss überleben

Willi Moritz Kessler überlebte als Einziger seiner Familie die Konzentrationslager Auschwitz und Buchen-wald. Getrieben von dem Gedanken „Einer muss überleben“ gelang es ihm diese Hölle zu überleben, auch wenn er seine gesamte Familie verlor. Er starb im Jahr 1993 an den Nachwirkungen des Konzentrati-onslagers und aufgrund eines Schlaganfalls, kurz bevor seine Enkelin Melissa geboren wurde. Melissa Quint besuchte unsere Schule am 07. November 2024. Der Hintergrund des Vortrags war die sogenannte Reichspogromnacht. Denn am 09. November 1938 wurden landesweit Synagogen in Brand gesetzt, jü-disch geführte Geschäfte verwüstet und geplündert und Juden misshandelt und auch schon in Konzentra-tionslager gesteckt.

Persönlicher Einblick

Die Referentin sprach erstmals am 27. Januar 2023 zum Holocaust-Gedenktag vor zwei Klassen, weil Eva Zoske-Dernóczi, als Leiterin der Courage-AG, sie eingeladen hatte. Nun berichtete sie über ihren Großva-ter in unserer Aula vor rund 170 Schülerinnen und Schülern. Jeder hörte ihr gespannt zu. Samiyah, 19 Jahre alt (Klasse VH24A) sagte: „Der Vortrag war sehr spannend und emotional. Es ist wichtig mehr über die NS-Zeit zu wissen und einen persönlichen Einblick in das Leiden der jüdischen Bevölkerung zu bekom-men.“ Die Referentin sprach sehr ruhig und sachlich und erklärte uns, was auf den Bilden ihrer Präsenta-tion zu sehen war. Als ihr Vortrag zu Ende ging, zeigte Melissa Quint noch eine Collage, die Ihr Großvater erstellt hatte und las ein Gedicht vor, welches er nach dem Erleiden seines Schlaganfalls geschrieben hatte. Alia, 19 Jahre alt (Klasse VH24A) sagte dazu: „Ich fand es sehr gut, dass die Referentin über ihren Großvater so ehrlich berichtet hat. Die originalen Aussagen und Collagen des Großvaters zu hören und zu sehen war sehr beeindruckend.“ Auch andere Schüler waren begeistert. Luca, 17 Jahre alt (Klasse VH24A) kommentierte: „Den Vortrag fand ich klasse. Mich hat das echt berührt. Ich finde es wichtig, dass solche persönlichen Geschichten weitergegeben werden. Frau Zoske-Dernóczi hatte Recht, als sie sagte, dass jeder Schüler in Deutschland ein KZ besuchen sollte.“ Fabio, 21 Jahre alt (Klasse VH24A) schloss sich ihm an und sagte: „Es war krass zu hören, wie es wirklich war. Man kennt Berichte über diese Zeit meist nur aus Büchern. Aber live von einer konkreten Person zu erfahren, wie es ihr ergangen ist, war sehr spannend und aufrüttelnd.“

Extremismusprävention: Ein Pädagogischer Tag des Kollegiums

Das Schulministerium NRW betont deutlich, dass Extremismusprävention ein wichtiger Teil der politischen Bildung und Demokratiepädagogik ist. Im Auftrag der Schulleitung hatten daher Mitglieder der Courage-AG gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen der Fachkonferenz Politik einen Pädagogischen Tag am 28. Oktober zum Thema Extremismusprävention vorbereitet. Ziel war eine Auseinandersetzung mit antidemokratischen Konzepten und Impulse für die eigenen Arbeit mit unserer Schülerschaft zu erhalten.

Die zuständige schulpsychologische Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises (Systex) ist aktuell unbesetzt und konnte daher nicht aktiv eingebunden werden. Jedoch gelang es, unterschiedliche Referenten für den Tag zu gewinnen. Der zuständige Kontaktbeamte für interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten, Jürgen Weißberg, bot zusammen mit einem ehemaligen „Wegweiser“-Mitarbeiter, der nun als Schulso-zialarbeiter im Rhein-Sieg-Kreis tätig ist, nicht nur zwei Workshops an, sondern hielt zu Beginn einen Impulsvortrag zu allen extremistischen Gruppen und stellte ein Ampelsystem einer anderen Schule vor. Im Anschluss konnte das Kollegium zwischen sechs Workshops wählen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzten.

Im Projekt „Prisma“ fanden „Aussteigergespräche“ statt, die in einer sehr respektvollen Gesprächsatmosphäre stattfanden. Zwei Aussteiger berichteten über ihren sehr individuellen Weg des Ein- und Ausstiegs aus einer extremistischen Szene. Jeder, der in so ein extremistisches Milieu hineingerät hat sehr eigene, individuelle Motive – auch der Ausstieg aus dem Extremismus ist bei jedem anders. Der Moderator, Thomas Schirmer, ist seit 14 Jahren Ausstiegsbegleiter des Verfassungsschutzes NRW in allen Phänomenbereichen, d.h. in den Aussteigerprogrammen Rechtsextremismus, Islamismus und Linksextremismus des Landes NRW tätig.

Ein weiterer Aussteiger, Axel Reitz, berichtete in einem Workshop, wie er mit 13 Jahren in die rechtsextreme Szene abrutschte. Bald entwickelte er sich zum gefragten Propagandisten verschiedener Kameradschaften. 15 Jahre war der „Hitler von Köln“ eine wichtige Figur in der deutschen Neonaziszene. Seit seiner kompletten Abkehr vom Extremismus im Jahr 2012 möchte er anderen helfen, nicht in der Radikalität zu versinken wie er selbst in seiner Jugend und wendet sich heute gegen alle Formen des politischen Extremismus.

Dr. Thomas Pfeiffer, Dipl.-Journalist und Sozialwissenschaftler und ist wissenschaftlicher Referent für Rechtsextremismusprävention beim Verfassungsschutz NRW tätig. Er berichtete wie modern, hasserfüllt und subversiv rechtsextremistische Gruppen in den sozialen Medien Jugendliche dazu bewegen, ihnen zu folgen, ähnlich wie Hassprediger in der islamistischen Szene.

Der Landespfarrer für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland, Andrew Schäfer, berichtete über persönliche Beratungsfälle im Kontext diverser Verschwörungserzählungen und machte deutlich, wie alt diese im Ursprung sind und wie sie mit immer neuen Fake-News verknüpft werden.

Privatdozent Dr. Christian Zimmermann, der am Seminar für Sozialwissenschaften an der Universität Siegen tätig ist, bot einen Workshop zum Thema Extremismus und Radikalisierung an, unter Einbindung des Beutelsbacher Konsens und gab wichtige Impulse für den Unterricht.

Text von Argjenta Jashari und Eva Zoske-Dernóczi

Schüleraustausch in Frankreich

Für die elektrotechnischen (Fach-)Abiklassen EH23A und GI23A bietet das CRBK jedes Jahr einen spannenden Schüleraustausch in die Nähe von Paris an. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre fachpraktischen Fähigkeiten in einem kollaborativen Projekt unter Beweis zu stellen und gleichzeitig die französische Kultur hautnah zu erleben. Neben dem Schulalltag stehen auch gemeinsame Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten – vor allem im naheliegenden und beeindruckend schönen Paris – auf dem Programm. Der Aufenthalt fördert nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern auch Freundschaften über Ländergrenzen hinweg.

Es war eine schöne Zeit – vor allem in Paris!

Neue Schülervertretung am CRBK

Die beiden Schüler Erik Jäger und Art Beka aus der GI24A wurden zu den neuen Schülersprechern gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Wie in allen Jahren freuen wir uns über das Engagement und wissen, dass alle gebührend vertreten werden.

„Demokratische Werte an Schulen (er)leben“ – Ein Artikel im Jahrbuch 2025 des Rhein-Sieg-Kreises

So lautet der Titel des zehnseitigen Artikels, den Argjenta Jashari und Eva Zoske-Dernóczi im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises verfasst haben. Darin erläutern sie, wie wir an unserem Berufskolleg demokratische Werte aktiv thematisieren und fördern.

Um ein umfassendes Bild zu zeichnen, befragten sie zahlreiche Beteiligte: die Politikkolleginnen und -kollegen, Mitglieder der Courage-AG, die Schülervertretung, die Verantwortlichen für Erasmus+, die Öffentlichkeitsarbeitsgruppe, den Lehrerrat, einzelne Schülerinnen und Schüler sowie die Schulleitung. So konnten sie anschaulich darlegen, wie demokratische Werte in unserer Schule unterrichtet und erlebbar gemacht werden.

Jedes Jahr können viele unserer Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum Unterricht durch Workshops und Vorträge externer Referenten zu unterschiedlichen Themen demokratische Werte erleben, aber auch durch Besuche von Ausstellungen, Filmvorführungen, durch besondere Erlebnisse wie Europatage, Projekttage oder Juniorwahlen. Ausflüge zum Landtag, Bundestag, Institutionen der Europäischen Union oder Gedenkstätten bereichern außerdem den Unterricht. Manchmal erleben Klassen auch ganz praktisch, wie man sich für Menschenrechte stark machen kann, z.B. durch das Basteln von Friedenstauben, Plakaten für Ausstellungen oder den Bau oranger Bänke gegen häusliche und sexuelle Gewalt.

Im Jahrbuch 2025 erläutern insgesamt 30 Autorinnen und Autoren in 25 Beiträgen wichtige Erfahrungen mit der Demokratie und auch das Engagement Einzelner für diese wichtige Staatsform. Daher trägt die 40. Ausgabe des Jahrbuches 2025 den Titel: „Demokratie im Rhein-Sieg-Kreis – Von Begegnungen und Mitgestaltung“.

Am 10. Oktober waren alle Autorinnen und Autoren zur Vorstellung des Jahrbuches im Kreishaus in Siegburg eingeladen. Die Redaktionsleiterin, Alexandra Lingk, hieß alle herzlich willkommen, würdigte jeden Artikel mit kurzen Informationen und betonte die Vielfalt, mit der die Beiträge das Erleben demokratischer Werte in den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises darstellen. Landrat Sebastian Schuster ergänzte, dass unsere Region eng mit der Geschichte des Grundgesetzes verbunden ist, insbesondere, da Bonn bis 1999 die Bundeshauptstadt war.

Das Jahrbuch zeigt eindrucksvoll, dass Demokratie funktioniert, aber das Engagement vieler einzelner Projekte und Menschen dafür erforderlich ist. Es ist im Buchhandel für 18 Euro erhältlich.