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Mit Erasmus+ bei Ford Valencia – Zwei Absolventen des Schulbereichs Elektrotechnik berichten

Der typisch deutsche Winter mit seinem Vitamin-D-Mangel, dem grauen Himmel und dem Regen, der einen bis ins Mark durchdringt, war uns in diesem Jahr zu viel. Stattdessen wollten wir diesen Winter: Sonne, T-Shirts und 25 Grad.

Wir, zwei Absolventen des CRBK in Hennef, konnten dies durch ein dreimonatiges Erasmus+ Praktikum bei Ford in Valencia verwirklichen. Nach unserer Dualen Ausbildung zu Elektronikern, studieren wir Elektrotechnik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. In den ersten Semestern ist ein Praxiseinsatz vorgesehen. Durch die Fördermittel aus dem Erasmus+ Programm konnten wir diesen in Spanien absolvieren.

Bei Ford Valencia wurde uns von Anfang an viel Verantwortung übertragen. Wir hatten die Möglichkeit, ein eigenes Projekt zu realisieren: die Ansteuerung der Frontscheinwerfer des Ford Kugas über CAN-Nachrichten mittels Laptop. Für unser Projekt muss man wissen, dass am Ende vom Band alle verbauten Frontscheinwerfer einmal mit bestimmten Werkzeugen getestet werden. Dieses Werkzeug muss immer wieder kalibriert werden. Für die Kalibrierung gibt es eine Software, deren Lizenz das Fordwerk jährlich viel Geld kostet.
Um diese Kosten in Zukunft zu sparen ist es unsere Aufgabe diese Software durch ein Python-Programm zu ersetzen. Dabei arbeiteten wir mit dem CAN-Bus System, dass wir aus Berufsschule und Fachhochschule kennen. Wir führten dazu außerdem verschiedene Tests durch, um beispielsweise die korrekte Position der Scheinwerfer im Normalzustand zu überprüfen. Die Anwendung der in der Berufsschule erlernten Fähigkeiten – Löten, Programmieren und das Verständnis komplexer Schaltpläne – war essenziell für unseren Erfolg. Wir hatten jede Woche zwei Meetings, um unseren Fortschritt zu besprechen und die weitere Vorgehensweise zu planen. Aber auch außerhalb von den Meetings wurden wir hier sehr gut unterstützt, sodass wir auch bei schwierigen Aufgaben die Motivation nicht verloren.

Das Arbeitsklima bei Ford war im Vergleich zu Deutschland sehr entspannt und kollegial. Spätere Arbeitsbeginnzeiten, gemeinsame, ausgiebige Mittagspausen und die lange Sonnenscheindauer am Abend ermöglichten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Auch abseits des Berufsalltags genossen wir das mediterrane Leben in vollen Zügen. Späte Abendessen, gemütliche Abende mit neuen Freunden bei kühlen Getränken unter freiem Himmel und die Entdeckung der spanischen Lebensart gehörten zu unseren täglichen Erlebnissen. Valencia, die Stadt der Läufer, beeindruckte uns mit ihren riesigen Grünflächen, wie dem weitläufigen Turia-Park, der zu Sport und geselligem Beisammensein einluden. Wenn uns nicht nach Sport war, erkundeten wir die wunderschöne Altstadt Valencias mit ihren verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden. Auch das kulturelle Angebot der Stadt, mit der Oper im Palau de las Artes und den bekannten Fußballvereinen Levante UD und Valencia CF, war beeindruckend. Obwohl wir nicht an offiziellen Erasmus-Veranstaltungen teilnahmen, nutzten wir das vielfältige Angebot von offenen Treffen und Aktionen, um andere internationale Studenten kennenzulernen, erkundeten wir die umliegenden Gebiete bei Wanderungen und verbesserten unsere Sprachkenntnisse bei Language Exchanges.

Unser Hauptverkehrsmittel war das Fahrrad, ein idealer Weg, um die Stadt und ihre Atmosphäre zu erleben. Für den Weg zur Arbeit nutzten wir die von Ford bereitgestellten Shuttlebusse, die an verschiedenen Punkten der Stadt die Mitarbeiter einsammelten – eine praktische und effiziente Lösung, um die Entfernungen in das außerhalb gelegene Werk zu überbrücken.

Insgesamt war unser Auslandsaufenthalt in Valencia eine unvergessliche Erfahrung, die uns sowohl fachlich als auch persönlich bereichert hat. Die Herausforderung, in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten, hat unsere Selbstständigkeit, Flexibilität und interkulturelle Kompetenz deutlich gestärkt. Wir haben gelernt, eigenständig Probleme zu lösen, uns auf neue Situationen einzustellen und mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen effektiv zu kommunizieren. Die Erfahrungen außerhalb des beruflichen Kontextes – das Kennenlernen der spanischen Kultur, das Entdecken der Stadt und das Knüpfen neuer Freundschaften – haben uns persönlich enorm bereichert und unser Weltbild erweitert.

Arne Hantsch & Oliver Beißel