Extremismusprävention: Ein Pädagogischer Tag des Kollegiums
Das Schulministerium NRW betont deutlich, dass Extremismusprävention ein wichtiger Teil der politischen Bildung und Demokratiepädagogik ist. Im Auftrag der Schulleitung hatten daher Mitglieder der Courage-AG gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen der Fachkonferenz Politik einen Pädagogischen Tag am 28. Oktober zum Thema Extremismusprävention vorbereitet. Ziel war eine Auseinandersetzung mit antidemokratischen Konzepten und Impulse für die eigenen Arbeit mit unserer Schülerschaft zu erhalten.
Die zuständige schulpsychologische Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises (Systex) ist aktuell unbesetzt und konnte daher nicht aktiv eingebunden werden. Jedoch gelang es, unterschiedliche Referenten für den Tag zu gewinnen. Der zuständige Kontaktbeamte für interkulturelle und interreligiöse Angelegenheiten, Jürgen Weißberg, bot zusammen mit einem ehemaligen „Wegweiser“-Mitarbeiter, der nun als Schulso-zialarbeiter im Rhein-Sieg-Kreis tätig ist, nicht nur zwei Workshops an, sondern hielt zu Beginn einen Impulsvortrag zu allen extremistischen Gruppen und stellte ein Ampelsystem einer anderen Schule vor. Im Anschluss konnte das Kollegium zwischen sechs Workshops wählen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzten.
Im Projekt „Prisma“ fanden „Aussteigergespräche“ statt, die in einer sehr respektvollen Gesprächsatmosphäre stattfanden. Zwei Aussteiger berichteten über ihren sehr individuellen Weg des Ein- und Ausstiegs aus einer extremistischen Szene. Jeder, der in so ein extremistisches Milieu hineingerät hat sehr eigene, individuelle Motive – auch der Ausstieg aus dem Extremismus ist bei jedem anders. Der Moderator, Thomas Schirmer, ist seit 14 Jahren Ausstiegsbegleiter des Verfassungsschutzes NRW in allen Phänomenbereichen, d.h. in den Aussteigerprogrammen Rechtsextremismus, Islamismus und Linksextremismus des Landes NRW tätig.
Ein weiterer Aussteiger, Axel Reitz, berichtete in einem Workshop, wie er mit 13 Jahren in die rechtsextreme Szene abrutschte. Bald entwickelte er sich zum gefragten Propagandisten verschiedener Kameradschaften. 15 Jahre war der „Hitler von Köln“ eine wichtige Figur in der deutschen Neonaziszene. Seit seiner kompletten Abkehr vom Extremismus im Jahr 2012 möchte er anderen helfen, nicht in der Radikalität zu versinken wie er selbst in seiner Jugend und wendet sich heute gegen alle Formen des politischen Extremismus.
Dr. Thomas Pfeiffer, Dipl.-Journalist und Sozialwissenschaftler und ist wissenschaftlicher Referent für Rechtsextremismusprävention beim Verfassungsschutz NRW tätig. Er berichtete wie modern, hasserfüllt und subversiv rechtsextremistische Gruppen in den sozialen Medien Jugendliche dazu bewegen, ihnen zu folgen, ähnlich wie Hassprediger in der islamistischen Szene.
Der Landespfarrer für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland, Andrew Schäfer, berichtete über persönliche Beratungsfälle im Kontext diverser Verschwörungserzählungen und machte deutlich, wie alt diese im Ursprung sind und wie sie mit immer neuen Fake-News verknüpft werden.
Privatdozent Dr. Christian Zimmermann, der am Seminar für Sozialwissenschaften an der Universität Siegen tätig ist, bot einen Workshop zum Thema Extremismus und Radikalisierung an, unter Einbindung des Beutelsbacher Konsens und gab wichtige Impulse für den Unterricht.
Text von Argjenta Jashari und Eva Zoske-Dernóczi