Carl Reuther lacht Nr. 2 – Mit Comedy gegen Vorurteile und Diskriminierungen
Seit 2018 ist unsere Schule Teil des bundesweiten Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und hat bereits durch sehr viele ernste Aktionen und Veranstaltungen unterschiedlichste Formen von Diskriminierung in den Fokus genommen. Vor zwei Jahren waren bereits vier Comedians zu Gast, um sich auch mal mit Humor für das Thema stark zu machen. Der Evangelischen Kirchenkreis An Sieg und Rhein hatte damals und auch heute durch eine finanzielle Unterstützung die Aktionen möglich gemacht, da der Kirchenkreis die Anti-Diskriminierungsarbeit der Schule fördert, wofür die Schüler- und Lehrerschaft sehr dankbar ist.
Sertaç Mutlu, Timur Turga, Ill-Young Kim und Özgür Cebe boten der Schülerschaft am 24. Januar ein abwechslungsreiches Programm an. Die Comedians sind bereits durch “Quatsch Comedy Club“, “Nightwash“ u.a. TV-Formate bekannt. Marius Jung moderierte die Veranstaltungen, die in zwei Runden vor 600 Schülerinnen und Schülern im Pädagogischen Zentrum des Städtischen Gymnasium stattfanden. „Lachen verbindet, wenn man miteinander und nicht übereinander lacht!“, betonte die Courage-AG-Leiterin, Eva Zoske-Dernóczi, die gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern einzelne Comedians ausgewählt und eingeladen hatte. Jeder einzelne Comedian berichtete von seiner Erfahrung mit Diskriminierung und Rassismus. Sertaç Mutlu erzählte, dass viele Menschen Probleme mit der Aussprache seines Namens hatten, so seien auch schon lustige Versionen zu Stande gekommen – aus Sertaç Mutlu wurde dann „Sanchez Muglu“. Auch Ill-Young Kim, der koreanischen Wurzeln hat, brachte das Publikum zum Lachen, als er von seinen skurrilen Erlebnissen als Schüler bei Elternsprechtagen erzählte, da es zu vielen sprachlichen Missverständnissen zwischen seinem Vater und seiner Klassenlehrerin gekommen sei. Insbesondere der Auftritt des erblindeten Timur Turga gefiel vielen Schülerinnen und Schülern, so sagte Marie-Josephine (Klasse GT22A) zum Beispiel, „dass man durch seine Erlebnisse versteht, wie schnell man als hilflos abgestempelt wird, nur weil man blind ist.“ Devran (Klasse TH22A) gefiel besonders Özgür Cebe, da er „kein Blatt vor den Mund nahm“ und beispielsweise verdeutlichte, dass in seinem Körper drei Feinde leben, weil er kurdisch-armenisch-türkische Wurzeln hat.
Fünf Tage zuvor nahmen bereits ca. 150 Schülerinnen und Schüler an einer Anti-Rassismus-Veranstaltung mit Marius Jung teil. Der erfahrene TV- und Bühnenkünstler, der bereits mehrere Bücher zum Thema Rassismus verfasst hat, präsentierte eine TV-Dokumentation und hielt ein Referat zum Thema. Allerdings fehlten vielen Teilnehmenden die angekündigte Diskussion mit der Schülerschaft und der rote Faden des Vortrags. Als Referent erläuterte er zwar sehr gut die schmerzhafte Geschichte Schwarzer Menschen, die seit der Zeit der Kolonisation besonders viel Rassismus ausgesetzt waren und bis heute sind. Aber seine These, dass es Rassismus angeblich nur gegen Schwarze Menschen gibt, führte zu Unmut. Denn eine allgemeingültige Definition des Wortes Rassismus gibt es nicht. Allerdings sind sich führende Soziologen einig, dass die Debatte, die in Amerika geführt wird, bei uns anders aussieht. Unsere Courage-AG-Leiterin, Eva Zoske-Dernóczi, betonte daher auf der Comedy-Veranstaltung zu Recht, dass der Soziologe Aladin El-Mafaalani sehr treffend in seinem Buch „Wozu Rassismus?“ (S.11) darlegt, dass Rassismus in Deutschland nicht nur Schwarze Menschen betrifft. Ein Mensch, der in Deutschland als Mensch 2. Klasse behandelt wird, egal ob er aus Rumänien, Griechenland oder der Türkei zu uns gekommen ist, erlebt Rassismus, auch wenn er weiße Haut hat. Trotz der Kritik war aber auch diese erste Veranstaltung wertvoll. Die Kritik zeigt vielmehr das Bedürfnis nach einer tiefergehenden Information und Diskussion zum Thema. Die Schule wird durch die Rückmeldungen der Schülerschaft ermutigt, konstruktiv aus dieser Erfahrung zu lernen und zukünftig weitere Projekte und Veranstaltungen gegen jede Form der Diskriminierung und Rassismus durchzuführen.
David Krentz, GT22A und Hannah Günther, VH23A